Interview mit Mario S.
Inhalt
Technische Inbetriebnahme oder Inbetriebnahmemanagement liefern gerade bei komplexen Bauprojekten Mehrwerte für alle Beteiligten. Mario S. ist Teil des WUP-Teams und verantwortet aktuell gleich mehrere Projekte im Bereich des IBMs.
Begonnen hat er seine berufliche Ausbildung mit einer Lehre zum Elektromechaniker für Schwachstrom in Wien. Im Anschluss arbeitete er für namhafte Konzerne im Gesundheitswesen als Techniker-Projektant und nachher als Fachtechniker in der Planung von Nachrichtentechnik. Aus privaten Gründen zog es ihn dann ins Rheinland und er wurde auf uns aufmerksam.
Wir freuen uns ihn heute im Interview zu haben und ihm eine Reihe an Fragen zum Inbetriebnahmemanagement stellen zu können.
Hallo Mario, erklär uns doch kurz: Was ist Inbetriebnahmemanagement nach VDI 6039?
Bei technisch komplexen Gebäuden, wie Laboren, Krankenhäusern, Verwaltungen oder Schulen, ist das fehlerfreie Zusammenwirken aller sicherheitsrelevanten Anlagen im Betrieb und in Gefahrensituationen zwingend erforderlich. Inbetriebnahmemanagement nach VDI 6039 ist ein Prozess, der das Funktionieren der gewerkeübergreifenden Schnittstellen schon während der Planungs- und Bauphase beim Neubau oder der Grundinstandsetzung von Immobilien berücksichtigt und absichert.
IBM erfordert bereits zu Beginn einer Planung grundlegende Überlegungen zum späteren funktions- und bedarfsgerechten Betrieb einer Immobilie. Dazu gehört eine gesamtheitliche Betrachtung aller Gewerke. Hierfür starten wir in der Regel mit einer Gewerkebeziehungsmatrix, klären die einzelnen technischen Schnittstellen, erläutern diese im Detail und welche Rolle sie im Gesamtprozess spielen.
Im weiteren Verlauf des IBMs dient die Inbetriebnahme als Schnittstelle zwischen Realisierungs- und Nutzungsphase und erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aller am Prozess beteiligten Parteien.
Während dem Prozess ergeben sich auch gegebenenfalls notwendige Sonderprüfungen oder -betriebszustände, wie z.B. Wartung, Reparatur und Begasung. Hierunter fallen auch erfolgreiche Erhaltungsbetriebsphasen, gewerkeübergreifende Tests und diverse Stresstests, wie zum Beispiel Notfallszenarien, Leistungstests, Stromausfalltests, Lasttests und ähnliches. Zudem sind Personaldiskussionen zum Betreiben sowie eventuell erforderliche Qualifizierungen und das Einweisungsmanagement Teil des Prozesses.
Der letzte Schritt des Prozesses dreht sich überwiegend um das Mängelmanagement und die Dokumentation.
Abschließend lässt sich sagen, IBM wird nicht als starrer Prozess, sondern projektspezifisch betrachtet. Es geht um Struktur und Koordination. Das Ziel muss es sein, begleitende Planungen und Umsetzungen im Bauprozess — und im besten Fall auch anschließend als Teil des Facility Managements — als eigene Managementdisziplin zu verankern und den reibungslosen Gebäudebetrieb abzusichern.
Welche Vorteile liefert Inbetriebnahmemanagement?
Die Liste der Vorteile, die Inbetriebnahmemanagement mit sich bringt ist lang.
IBM sorgt für eine ganzheitliche Organisation und Kontinuität im Planungs- und Bauprozess. Zudem bietet es einen Nachweis der Gesamtfunktionalität. Das jeweilige Gebäude wird also nicht „unfertig“ übergeben und geht nicht mit erheblichen Fehlfunktionen in den Betrieb. Insbesondere im Bereich der Gebäudetechnik werden Defizite erheblich reduziert. Hierdurch wird auch unvorhersehbaren rechtlichen und wirtschaftlichen Folgen vorgebeugt.
Ein hoher Aufwand für nachträgliche Funktionsprüfungen und Einregulierung — oder teilweise sogar Entfall — werden vermieden und der fachfremde Betreiber bzw. das Gebäudemanagement muss keine Bauaufgaben übernehmen.
Außerdem können Ziele wie Energieeffizienz im Gebäudemanagement deutlich früher bearbeitet werden und somit Betriebskosten reduziert werden. Zu guter Letzt sorgt der geplante Prozess für eine höhere Nutzerzufriedenheit und -akzeptanz.
Was sind die Herausforderungen von IBM Prozessen?
Die größte Herausforderung des Prozesses steckt in den verschiedenen Mitwirkungspflichten der Zulieferer, die wir als Fachplaner im Inbetriebnahmemanagement einfordern und sicherstellen müssen.
Hinzu kommt die Vielzahl von komplexen Anlagen. Häufig werden zudem neue, wenig erprobte Anlagenteile eingeführt, die besonderer Aufsicht bedürfen. Für eine bestmögliche Optimierung des Energieverbrauchs ist zudem intensives Monitoring der Anlagen erforderlich.
Neben dem generellen Kosten- und Zeitdruck gibt es während der Bauphasen oft Veränderungen rund um Vorschriften, Richtlinien und Auflagen.
Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf IBM Prozesse?
Viele Termine werden über Videokonferenzen abgehalten und wirken sich demnach zeit-, kosten- und ressourcensparend für alle Beteiligten aus. Darüber hinaus können wir in Inbetriebnahmemanagementprozessen fast gänzlich auf Papier verzichten, da Listen, Pläne und Vorlagen in der Regel digital bearbeitet und verteilt werden.
Wir bedanken uns für das Interview!